Historie

Am 19. Januar 1882 trafen sich auf Anregung von Andreas Maubach eine Reihe gleichgesinnter Männer bei Ulkbruder Franz Lersch, um die Scharwache als uniformierte Abteilung des Ulk aus der Taufe zu heben. Als historisch uniformierte Truppe, in damals noch blau-weißen Farben, sollte sie Ehrenwachen versehen und vor allem die ständigen Begleiter des Prinzen Karneval stellen.

Andreas Maubach - Gründer der Eschweiler Scharwache
Andreas Maubach - Gründer der Eschweiler Scharwache

In der Session 1885/1886 wurde den Gästen als höchste Ehren-Bezeugung erstmals „Et Stippeföttche“ dargebracht, im Jahre 1891 erklang auf der Damensitzung des Ulk am 11. Januar zum ersten Mal der Ulkmarsch „De Scharwach“, heute besser bekannt als Scharwachmarsch.

Das letzte Jahrzehnt des vorletzten Jahrhunderts brachte mit einer allgemeinen Karnevalsmüdigkeit das Ende der damals bestehenden närrischen Vereinigungen Floresen, Fidelisten und Ulk. Eine damals sehr rührige bürgerliche Vereinigung, die sogenannte „Sonntagabend-Gesellschaft“ sprang in die Bresche und stellte Karneval, Ulk und das ihm angeschlossene Scharwachcorps mit Hilfe des aktiven Bürgermeisters Carbyn wieder auf die Beine. Sein Nachfolger, Dr. Hettlage - Bürgermeister, Büttenredner und Sportler - bemühte sich um eine jahreszeitliche Umwandlung der Eschweiler Turnvereine in Karnevalsgruppen. Verständlicherweise hatte diese Mischung nicht lange Bestand.

Söhne alter Scharwächter, des Ulk, der Sonntagabend-Gesellschaft und des Eschweiler Turnvereins fassten auf Anregung von "Dr. Kühleborn II" Peter Bayer sen. den Entschluss, eine echte Karnevalsgesellschaft zu gründen. Im Juni 1912 kamen sie im Lokal Wolter auf der Marienstraße zusammen und am Ende der Versammlung konnte Dr. Kühleborn die „Scharwache“ proklamieren. 30 Jahre lang war die Scharwache die uniformierte Aktivitas der Eschweiler Karnevalsvereine und somit Bestandteil aller gewesen, nun wurde sie zur selbständigen Trägerin karnevalistischen Brauchtums. Nach der Wahl verkündete Peter Beyer, dass Bürgermeister Dr. Hettlage der Scharwache, welche die Tradition der Stadtsoldaten früherer Jahrzehnte fortführe, die Befugnis erteile, statt der bisherigen blau-weißen Uniformen solche in den Stadtfarben Schwarz-Gelb-Blau zu tragen. Die alte Scharwache war damit in neuer Form als Karnevalsgesellschaft konstituiert und begann eine glorreiche Tätigkeit, die noch heute beispielgebend im Eschweiler Karneval ist. Ihr erster „Präses“ wurde der redegewandte Ben Heyll. Jungscharwächter Hugo Köpp wurde Scharwach-Mariechen. Zum ersten Mal erschien als bleibendes Symbol und Wappen der Gesellschaft das Scharwachmännchen.

Am 5. Januar 1913 fand im festlich dekorierten Saal Wantzen die erste Gala-Damensitzung statt, und bereits im ersten Jahr der eigenständigen Gesellschaft wurde ein Scharwächter Prinz Karneval: Theo I. (Junggeburth).
Im Juli 1914 begann der erste Weltkrieg und das karnevalistische Leben verstummte für viele Jahre.

Auf Betreiben des noch immer aktiven Mitbegründers Peter Beyer trafen sich die Scharwächter am 31. Oktober 1919 erstmalig nach dem schrecklichen Krieg im Wachlokal Bengrehm bei Franz Wolter, und man beschloss, zunächst auf internen Versammlungen die Bande der Freundschaft untereinander wieder fester zu knüpfen.
Im Jahre 1921 zum 40. Stiftungsfest umging Präses Ben Heyll das von den Besatzern verhängte Versammlungsverbot und führte zwei Wohltätigkeitsveranstaltungen zum Wohle notleidender Kinder durch. Unter dem Motto „Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu anderer Glück, denn die Freude die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück.“ fanden somit die ersten Karnevalsveranstaltungen in Eschweiler nach dem Krieg statt. Unter dieser Devise scharte Ben Heyll in den kommenden Jahren, die durch Arbeitslosigkeit und Inflation geprägt waren, alte und neue Scharwächter um sich, um der Bevölkerung Stunden des Vergessens und frohen Erlebens zu schenken.

Erstmals wurde am 19. Januar 1930 wieder eine Herrensitzung durchgeführt, die erste in Eschweiler nach dem Ende der Besatzung, und am Rosenmontag gab es ein Biwak vor der Schützenhalle. Am Nachmittag ging auf Beschluss der vier bestehenden Karnevalsgesellschaften und unter aktiver Teilnahme der Scharwache der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg vom Markt aus durch die Straßen von Eschweiler, allerdings noch ohne Prinz. Zur Organisation des Rosenmontagszuges hatte sich ein Komitee gegründet, aus dem später das heutige Karnevalskomitee der Stadt Eschweiler hervorging und dem als Präsidenten die Scharwächter Fritz Neuman (1934 u. 1935), Toni Menzel (1938 u. 1939), Joe Faensen (1951 – 1954) und Oskar Jansen (1962 – 1969) vorstanden. Darüber hinaus wirkten durchgehend viele Scharwächter in weiteren Positionen für den heimatstädtischen Karneval im geschäftsführenden Komitee.

1934 konnte nach zwanzigjähriger Pause wieder ein Prinz Karneval sein närrisches Zepter führen. Es war der Scharwächter Cornel Wantzen mit Berni Adolphs als Zeremonienmeister. Auf der Gala-Damensitzung am 4. Februar präsentierte sich das erste Tanzpaar: Tanzoffizier war Joe Faensen und Tanzmariechen Willi Wolter.

Im Jahre 1935 erklärte sich Cornel Wantzen bereit, das Amt des Prinzen noch einmal zu übernehmen. Zu seinem Zeremonienmeister ernannte er Peter Evenschor.
In den Jahren bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges stellte die Scharwache mit Hans Neumann mit Zeremonienmeister Cornel Wynands, Karl Wolff mit Hans Schmitz und Joe Faensen mit Willi Wolter weitere Narrenherscher. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten ihnen 1955 Hubi Theissen mit Max Wibbeling, 1957 Oskar Jansen mit Jüppchen Goldermann, 1962 Männ Wacker mit Erich Seckelmann, 1965 Franz Thelen mit Josef Hamm, 1982 Heinz Jansen und Heinrich Birfeld, 1993 Alfred Prothmann und Felix Weinberg, 2007 Christoph Herzog mit Robbi Gruppe, 2014 Christian Leuchter mit Frank Lersch und 2020 Simon und David Hendriks in den höchsten Ämtern des Eschweiler Karnevals nachfolgen.

Im Februar 1939 erklangen zum letzten Mal die Fanfaren beim Einmarsch des großen Corps zur Gala-Damensitzung im Wantzen´schen Saal. Mit Sonntags-Treck, Gängelchen am Rosenmontagsmorgen und Bällen wickelte die Scharwache ihr Programm ab. Es war für lange Jahre der letzte Karneval.

Am 3. März 1946 versammelte Joe Faensen die heimgekehrten Scharwächter zu einem Erbsensuppeessen und am 20. Oktober zum ersten Generalapppell. Am 9. November fand das erste offizielle Erbsensuppeessen nach dem Krieg zum letzten Mal im alten Wachlokal Bengrehm statt. Nach achtjähriger Unterbrechung erschien beim Generalappell am 5. Februar 1947 der jahrzehntelange Präses Ben Heyll, der seinen Wohnsitz nach Stuttgart verlegt hatte, wieder bei der Scharwache, um sein Amt ausüben zu können. Im Jahre 1950 fand der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg statt. Am 2. Mai 1951 starb Präses Ben Heyll nach fast vierzigjähriger Präsidentschaft, sein Nachfolger im Amt wurde Alfred Waltermann. Ihm folgten Hans Schmitz und Hubi Theissen auf dem Präsidentenstuhl.

Im Jahre 1957 beging die Scharwache feierlich die Jubiläumssession „75 Jahre Eschweiler Scharwache“. Auf der Jubiläums-Festsitzung am 2. Februar sagte BDK-Präsident Thomas Liessem als Gast der Sitzung über die Büttenredner: „Die würden auch in Köln bestehen!“

In den Jahren nach dem 90.-sten Jubiläum 1972 folgten auf Hubi Theisen Dr. Otto Eylau und Dr. Franz Jansen als Präsidenten. In seine Amtszeit fiel auch das mit viel Aufwand gefeierte 100-jährige Jubelfest im Jahre 1982. Unter anderem gab es zum Abschluss der Feierlichkeiten einen großen Jubiläumsball am 1. Mai auf dem das bekannte WDR-Tanzorchester aufspielte.

Dr. Franz Jansen folgten Dieter Sawall, Alfred Prothmann und Dr. Heinz Jansen an der Spitze der Gesellschaft, es wurden die Jubiläen anlässlich des 111-jährigen, das urkarnevalistische Jubiläum 11 x 11 Jahre und das 125-jährige Wiegenfest im Jahr 2007 mit vielen zusätzlichen Veranstaltungen gefeiert.

In den Jahren nach der Jubiläumssession 2007 zählten einige große Ausmärsche zu den Höhepunkten im Corpsleben. So wurden die großen Bühnen des Aachener Eurogresses und des Kölner Gürzenichs besucht. Der Ausmarsch nach Kölle wird für alle Scharwächter unvergessen bleiben. Mit drei Reisebussen fuhr das Scharwachcorps an den Rhein. Nach dem Aufmarsch bei der R+V-Sitzung in Kölns guter Stube ging es mit klingendem Spiel durch die Stadt zur Domplatte. Hier wurden Scharwachmarsch und Laridah intoniert und viele Touristen ließen die Fotoapparate nur so glühen. Danach kehrte das Corps im "Gaffel am Dom" ein und verlebte einen harmonischen Ausklang dieses tollen Tages...

Im April 2013 übergab Dr. Heinz Jansen den Präsidentenstab an Georg Woepke, er führte mit seinem neuen Vorstand die Scharwache in eine grandiose Prinzensession 2014. Im September 2014 wurde unser beliebter Präses Georg im Alter von 41 Jahren plötzlich und unerwartet aus unserer Mitte gerissen. Zu seinem Nachfolger an der Spitze der Gesellschaft wählten die Scharwächter im Mai 2015 ihren Kommandanten Simon Hendriks. Mit seinem Kleinen Generalstab nimmt er die Herausforderungen des sich stetig wandelnden Brauchtums Karneval an und versucht die Scharwache auch für weitere Generationen attraktiv zu halten, ohne die Traditionen zu vernachlässigen.

Nach der Prinzensession unseres Präsidenten Simon Hendriks im Jahr 2020, in der Kommandant Wolfgang Maassen in großartiger Manier durch die Veranstaltungen führte, kam es durch die Covid19-Pandemie zu einer Totalabsage der Session 2021, in der leider nur digitale Aktivitäten und die Verteilung von Scharwach-Care-Paketen möglich waren. Auch die Session 2022 war von der Absage aller Saalveranstaltungen und des Straßenkarnevals geprägt. Lediglich der CARneval in Art eines Autokinos für die Aktivitas und die Scharwach-Pänz konnte am Sonntag vor Karneval auf dem Marktplatz durchgeführt werden.

Nach zwei langen Jahren ohne den gewohnten und von den Scharwächtern so geliebten Sessionsablauf war in der Session 2022/2023 endlich wieder Normalität angesagt. Zu Beginn des Jahres fand der Generalappell erstmalig in Uniform statt und wurde zu einem großen Erfolg. Die weiteren Veranstaltungen fanden wieder wie vor der Zwangspause statt und wurden sehr erfolgreich durchgeführt. Der Scharwachball konnte ebenfalls an die Prinzensession 2020 anknüpfen und war wieder die größte Veranstaltung im Eschweiler Karneval. Bei diversen Ausmärschen - u. a. in den Aachener Eurogress - und Hausempfängen konnte die Kameradschaft gepflegt und gesellige Stunden verlebt werden...