04.02.2019

Wo Frohsinn sich nicht nach Moden richtet

Wir bedanken uns bei der Eschweiler Zeitung/Eschweiler Nachrichten in Person von Manuel Hauck für den tollen Bericht vom 4. Februar 2019

Sie ist die Mutter und sie bleibt die Mutter. Wenn die Eschweiler Scharwache zur Gala-Sitzung ruft, dann strömen all jene in den Sitzungssaal, die erwartungsvoll einen Hauch von Glanz beim jecken Treiben spüren wollen. Bei all den Diskussionen im Fastelovend, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ursprünglichkeit und Kommerz, da weiß die Scharwache Geradlinigkeit zu bewahren. Während andere eher auf Party setzen, geht die Scharwache weiterhin ihren Weg und präsentiert in der Dürwisser Festhalle Hunderten Gästen den karnevalistischen Dreiklang: Bütt, Tanz und Musik.

So wurde es ein Abend ganz im Stile der Mutter der indestädtischen Karnevalsgesellschaften. Lange währte der Einmarsch, an der Spitze Präsident Simon Hendriks, der seine Scharwächter tausende Rosen und Tulpen regnen ließ, kaum weniger an der Zahl als eine Woche zuvor an gleicher Stelle bei der prinzlichen Proklamation. Schon beim Einzug zeigte die Scharwache ihren musikalischen Ausdruck, ungezählt die vielen Beteiligten des Regimentsspielmannszuges, der sich aus dem Spielmannszug „Grün-Weiß“ 1925 e.V. unter Leitung von Tambours Thomas Graff zusammensetzt.

„Zesammestonn“ – das Motto zum Jubiläum des Karnevalskomitees – tat man auch bei der Gala-Sitzung. Präses Hendriks begrüßte die zahlreichen besonderen Gäste und kündigte gleich zu Beginn die Neuheit an, die die Scharwache zu präsentieren hatte. Wie kaum in einem anderen Verein in der Indestadt kommt dem Tanzpaar bei der Mutter eine herausragende Stellung zu. Als der einzigen Frau liegt der Fokus seit dieser Session nun auf Lilli Marie Wilhelms, die mit ihrem ebenfalls neuen Tanzoffizier Cedric Greven ihre Premiere bestritt. Für die beiden war es wohl ein denkwürdiger Abend, zogen sie zunächst insofern alleine durch den Saal, dass sie nur von ehemaligen Tanzoffizieren zur Bühne geleitet wurden. Nach den intensiven Vorbereitungen präsentierten sie sich auf Livemusik des Spielmannszuges sowohl mit dem Mariechentanz, als auch bei einem zweiten Tanz, den sie zusammen mit den Gardetänzern darboten. Standing Ovations waren ihnen dank ihrer charmanten Ausstrahlung gewiss. Voller Stolz blickte die Scharwache auf ihre Frischlinge, nachdem auch das Stippe-Föttchen absolviert war und Kommandant Wolfgang Maaßen und Feldwebel Michael Birfeld ihre Amtsaufgaben auf der Bühne geleistet hatten.

Sodann erhielt das Tanzpaar seine Insignien, Tanzmarie Lilli wurde das neu gestiftete Marketenderfässchen übergeben, während ihr Tanzpartner Cedric einen neuen Degen überreicht bekam. Der Sitte nach sind auf diesem die Namen der bisherigen Tänzer graviert, doch auf dem seit den 1950er-Jahren bestehenden Degen fand sich kein Platz mehr, sodass Cedric ein neues Exemplar überreicht bekam. Zudem überreichte Präses Hendriks dem Tanzpaar als Erste an diesem Abend, viel Freude und Spaß für die Zukunft auf dem Weg mitgebend, den Orden der Session. Dieser ist mit passendem Motiv dem Wachlokal „Haus Lersch“ gewidmet, dessen Familie seit nunmehr 30 Jahren eng verbunden mit der Karnevalsgesellschaft ist. Abermals wurde des verstorbenen Äu gedacht.

Während Adjutant Thorsten Ingermann sowohl Sessions-, als auch Damenorden im Verlauf des Abends in den Rängen verlieh, nahm das Programm seinen Lauf. „Der Lange“, auch bekannt als Alfred Wings, zelebrierte bei mittlerweile 22 närrischen Jahren Bühnenpräsenz seinen Schabernack mit reichlich Reimen, ehe er bedauerlicherweise einen seiner Witze verlor. Den fand er aber, so freute er sich selbst auf dem Arm nehmend, wieder und erntete für seine rund halbstündige Rede jubelnden Applaus. Anschließend präsentierte sich die aus der Scharwache stammende Jugendshowtanzgruppe mit bayrisch anmutenden Tänzen in Dirndl und Lederhosen und bewies, dass sich die Mutter sorgsam um ihre Pänz kümmert. Thorsten Bär erwies als zweiter Redner der Gala-Sitzung den Narren die Ehre. Als Sieger des RTL Comedy Grand Prix 2018 überzeugte er mit Imitationen von Gemütern, erlebt in seiner Heimat Hamburg, aber ebenfalls in der rheinischen Bucht.

Es folgte ein reiner Musik-Beitrag, den die Inde-Singers gestalteten. Nach ihrem kürzlich gefeierten Jubiläum nach 50 Jahren Bestehen, stiegen sie in ihr Set mit dem dazu geschriebenen Geburtstagssong, aber auch die immer wieder gerne gesungenen Lieder durften nicht fehlen: Ohne dich ging also gar nichts und ach ja, die Mädcher, die Mädcher. Gekrönt wurde der Auftritt mit den Fanfaren der Scharwache und dem Laridah.

Dann schloss sich etwas an, was wohl in der Indestadt auch irgendwie einzigartig ist. Eine halbstündige Pause unterbrach die Sitzung und ließ Zeit zum Luftholen: zum Schwaden im Foyer, zum lockeren Gespräch an der Bar oder zu einer Rauch-Auszeit im Freien. Der Kreuzrittermarsch markierte das Ende der Pause, der Elferrat zog zum zweiten Mal, aber in veränderter Besetzung in den Saal. Unverändert an der Spitze stand Hendriks, der mit den Roten Funken und ihrem Präsidenten Marco Zimmermann einen großen Gast auf der Bühne begrüßte. Von wegen Konkurrenz, freundschaftlich zelebrierte auf der einen Seite die älteste und auf der anderen Seite die größte KG den Fastelovend vereint, die Roten präsentierten zunächst ihre musikalischen Einheiten. Aber auch tänzerisch ging es zu, nach dem Stippe-Föttchen wurde das anmutige Treiben in akrobatischer und sportlicher Weise von Tanzmarie Paula Eßer eröffnet. Nahtlos ging der Block über in die Funkentöchter, die Tänzerinnen zeigten einen Gardetanz mit reichlich choreografischen Kniffen, ehe Marketenderin Carina Bauer mit den Quespels den Vortrag abrundete.

Schon während, aber auch im Anschluss an die Saalsammlung bewies auch jene Band ihr Können, die den Abend über eigentlich hintergründig erscheint. „Skyline“, die Sitzungskapelle, sorgte für die passenden begleitenden Sounds, aber während der letzten beiden Programmpunkte nahm sie auch eine vordergründige Stellung auf der Bühne ein.

Zunächst bewies „Et Klimpermännche“ sein humoristisches Geschick mit Geschichten vom Friedhof und den früher bekannten Badewannen-Riten. Lacher über Lacher folgten, darüber hinaus sang der Komiker aber auch die alten kölschen Lieder mit seinem Akkordeon, Skyline stimmte mit ein. Die Band spielte für die anschließende Tanzgruppe die Musik live und es gab wahrlich kein Halten mehr.

Die berühmte Luftflotte aus Köln war nämlich angereist und bewies gleichermaßen Kondition und tänzerische wie akrobatische Leistungen. Drei Tänze zeugten von einer Professionalität, die mit einer außergewöhnlichen Ausstrahlung und Dynamik präsentiert wurde. Nicht nur Standing Ovations, sondern auch eine Rakete brachten die Begeisterung des Publikums zum Ausdruck – ein mehr als würdiger Abschluss eines Abends, ganz im Sinne der Mutter. Und so blieb Präsident Hendriks nur noch eine Sache, bevor er und sein Elferrat von den eigenen Musikeinheiten aus dem Saal gespielt wurden: allen Beteiligten vor und hinter der Bühne für die Durchführung zu danken.