24.01.2023

Galasitzung der Scharwache: Wenn die Mutter ruft…

Quelle: Filmpost-Online am 24. Januar 2023

… dann heißt es rein in das Abendkleid und den Anzug. Der Eschweiler Scharwache brannte es unter den Nägeln, nach der coronabedingten Pause wieder das närrisch-gesellschaftliche Happening, die Galasitzung, in der Festhalle Dürwiß zu zelebrieren.

Doch wer denkt, dass es kostümlos eine steife Veranstaltung wird, der wurde am vergangenen Samstag getäuscht, denn das Programm bot kurzweilig genug Gründe zum Feiern und das tat das Publikum auch. Nach dem die Scharwach-Pänz als Eisbrecher fungierten, folgte der stolze Einmarsch des großen Corps mit dessen Spitze, Präsident Simon Hendriks. Hunderte Rosen und Tulpen flogen durch die Festhalle oder wurden kreuz und quer verteilt, bevor alle Mann und die einzige Frau, die Tanzmarie, die Bühne erreicht hatten.

Lilli Marie Wilhelms, so viel stand bereits zur traditionellen Erbsensuppe im November fest, muss diese Session weiterhin ohne Tanzoffizier an ihrer Seite auskommen. In den großen Reihen der Scharwache hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie kein geeigneter und williger Kandidat gefunden, mit der Marie das Tanzbein zu schwingen und sie in die Lüfte zu heben. Doch Scharwach-Kommandant Wolfgang Maassen nutzt die Chance in der Krise und lässt die Gardisten stärker als sonst aktiv werden. So präsentierte eine Schar an Scharwächtern – bestehend aus Felix Dreßen, Maximilian Hammes, Tom Huppertz, Justus Krämer sowie Paul Pütz Junior – mit Lilli Marie Wilhelms den Mariechentanz. Eben diese Besonderheit wird mit dem diesjährigen Sessionsorden symbolisiert, den Adjutant Thorsten Ingermann während der Sitzung im Publikum verlieh. Stippe Föttchen, vom neuen Feldwebel und Ex-Prinzenzeremonienmeister David Hendriks präsentiert, und Gardetanz gehörten ebenfalls zum traditionsreichen Scharwach-Corps wie der Spielmannszug „Grün-Weiß“ als eine der stärksten seiner Art.

Nach diesem Schmuckstück in den Stadtfarben Schwarz, Blau und Gelb zog der erste Redner mit ordentlichen Lokalspitzen Register. Jonas Wintz, wird als „Der Penner von Nebenan“ aufgrund beruflich-zeitlichen Verpflichtungen nach dieser Karnevalssession nicht mehr in die Bütt springen. Ohne Zugabe entließ ihn das erheiterte Publikum nicht, welches anschließend zu den Brass-Klängen von „Die Weisweiler“ die erste Gelegenheit zum Mittanzen nutzte – nur um kurze Zeit später tänzerischen Anspruch zu bestaunen, als die Löwengarde die Bühne enterte.

Bevor die Galasitzung von einer Pause unterbrochen wurde, ließ Solist Max Biermann, der die kölsche Mandoline für sich entdeckt hat, Melodien zum Mitsingen erklingen. Nachdem der Elferrat wieder eingezogen und der traditionelle Kreuzrittermarsch ertönt war, gaben sich in Dürwiß zwei große Gesellschaften aus der Domstadt die Ehre. So zog das Reiter-Korps „Jan von Werth“ von 1925 in breiter Stärke auf die Bühne, um nach getaner Arbeit die Innenstadt-Gaststätte Schneckes und den dortigen Zapfhan zu entern. Unter ihnen befand sich auch Ralf Schumacher, der als Jungfrau und erstes Mitglied im Kölner Dreigestirn in der letzten normal abgelaufenen Session Geschichte schrieb. Ehe die Fidelen Sandhasen beim Scharwach-Finale ihrem Ruf als tänzerisch-akrobatische Diamanten, die niemals müde werden, gerecht wurden, blieb zu später Stunde noch Zeit für Komiker Thorsten Bär und der närrische Dreiklang wurde abermals komplettiert.

Manuel Hauck